Stellungnahme zur Zukunft des AJZ Homburg am Güterbahnhof

Die Frage eines Bürgers „Wie stehen Sie zur Schließung des Autonomen Jugendzentrums am Güterbahnhof in Homburg?“ wurde wie folgt beantwortet:
Anrede,

da in Sachen Güterbahnhof-Räumen noch nichts in trockenen Tüchern ist und meine Partei dazu auch noch keinen Beschluss gefasst hat, beschränke ich mich in der Beantwortung Ihrer Frage darauf, ein paar Meinungen und Gedanken meiner Parteifreunde zusammen zu fassen und wiederzugeben, die ich mit ihnen teile.

Dass eine Kommune einem Verein Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, ist eher die Ausnahme als die Regel. Daraus kann man keinen Anspruch ableiten, dass dies immer so sein wird. Im Gegenteil ist in diesem Fall die Stadt in der Pflicht, für die Sicherheit der Nutzer bzw. Besucher der von ihr überlassenen Anlagen einzutreten. Gerade für ein „autonomes“ Jugendzentrum ist es doch etwas befremdlich, wie der erste Ruf beim Auftreten eines Problems eine radikale Maximalforderung an die Kommune sein kann. Eine Demonstration geht in Ordnung, solange sie friedlich verläuft; die Zwangsmittel, mit der das AJZ ihre Forderung durchsetzen will -ich rede von der Besetzung des AJZ- dagegen nicht. Damit wird die Stadt als diejenige Einrichtung, von der etwas verlangt wird, in die Situation gebracht, etwas zu dulden was sie eigentlich nicht dulden darf.

Ich will nicht alle Urteile und Vorurteile über das AJZ wiedergeben, die mir angetragen wurden, aber sie reichen mir für die Feststellung, dass die Akzeptanz für diese Einrichtung in unserer Stadt nicht gerade groß ist. Die Aktionen und Verlautbarungen der letzten Zeit haben auch mich nachdenklicher gestimmt.

„Linke Zentren erkämpfen“, „Fight the Power“ und „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ sind (etwas überholte) kämpferische Botschaften, die sich offenbar gegen ein System richten, von dem das AJZ eine Leistung erwartet. Der Beweis steht noch aus, ob der Kampf gegen den Faschismus mit Subkultur zu gewinnen ist: dafür unterhält „das System“ seit Jahrzehnten Einrichtungen wie Polizei und Verfassungsschutz. Macht man sich nicht selbst etwas klein, wenn man von der Stadt Homburg erwartet, dass Sie einen „Freiraum“ oder ein „linkes Zentrum“, das sich ja zudem als autonom versteht, mit allen Mitteln aufrecht erhält? Es kann nur freiwillige Aufgabe der Stadt sein, die Infrastruktur für Konzerte, private oder politische Treffen bereit zu stellen.

Im Übrigen zeigt die Herkunft der Besucher des AJZ Homburg deutlich, dass diese Einrichtung keine rein Homburger Veranstaltung ist, weshalb man darüber nachdenken sollte, auch andere Gebietskörperschaften im Einzugsbereich anzusprechen. Auch ist es der eigenen Kreativität überlassen darüber nachzudenken, wie man Förderer und Gönner in die Pflicht nehmen kann.

Ich konnte mit dem AJZ am Güterbahnhof leben, aber es um jeden Preis zu erhalten liegt mir fern. Unsere Stadt unterhält einige Einrichtungen für Jugendliche, es dabei jedem Recht zu machen überfordert sie aber. Bei jedem Menschen ist die Toleranzschwelle unterschiedlich hoch. Letztlich bin ich doch der Meinung, dass das AJZ mit mehr Kreativität, Eigeninitiative, Offenheit, Disziplin und weniger Verschwörungstheorie dazu beitragen kann, eine einvernehmliche und bezahlbare Lösung zu finden. Sollte es dazu kommen, dass die Stadt die alte Anlage saniert oder neue Räume zur Verfügung stellt, muss es mit Auflagen verbunden sein, die das Zusammenleben in unserer Kommune fördern. Autonomie gibt es nicht ohne Kompromisse. In unserem System stößt sie dort an ihre Grenze, wo sie andere betrifft.

Mit freundlichen Grüßen
Timo Riediger
Vorsitzender der FDP Homburg